Donnerstag, 10. Oktober 2019

Soldat von Sachsen-Hildburghausen



Quelle:

Wie alles begann:

Für unsere jährliche Veranstaltung im Freiland Museum Wackershofen hat sich die Orga für 2019 wieder etwas ausgedacht, das im Raum Schwäbisch Hall dieses Jahr wieder ein kleines Jubiläum hat.

im Stadtarchiv zu Hall gibt es Quellen die belegen das ein Regiment von Sachsen-Hildburghausen versuchten 1769 im Raum um Hall Rekruten zu werben.
(Bild Links: A. Hanselmann)
In diesem Artikel geht es um die Uniform

weiteres zur Veranstaltung:
https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2019/09/anno-domini-1769-von-hall-in-die-fremde.html



Einer der Texte in Leserlicher Schrift:

"JOSEPH der Andere von GOTTES Gnaden Erwehlter Römischer \ Kayser, zu allen Zeiten Mehrer des Reichs: In Germanien, und Jeru- \ salem König: Mit-Regent und Erb-Thronfolger der Königreiche \ Hungarn, und Böheim; Er-Herzog zu Oesterreich; Herzog zu Bur- \ gund, und Lothringen; Groß-Herzog zu Toscana. …

Liebe getreüe! Nachdeme Uns bescheinigter \ angezeiget worden, wie des Hertzog zu Sach- \ sen Hildburghausen Liebden unter seinem \ Nahmen vor fremde Werbungen viele Teut- \ sche Unterthanen an verschiedenen Orthen \ anwerben, und andurch Unserem Kaysl. Edict \ de siebenden Julii abgewichenen Jahres zu- \ widerhandlen auch einen derley Werb- \ Platz in Schwisch hall aufgestellt haben; \
Als befehlen Wir euch, daß ihr diese \ vor gesammte Teutsche Reichs-Stände so schäd- \ liche Werbung ohnverzüglich trennen, \ des Hertzog zu Sachsen Hildburghausen Liebden \ daselbsten keinen Werb-Platz weiters gestattet, und wie ihr diese, Unsere Kaysrl. \ Verordnung befolget, Uns in zeit zwey \

Monathen allerunterthänigst anzeigen sol- \ let. Und Wir verbleiben euch übrigens \ mit Kayl: gnaden gewogen. Geben zu Parma \ den zwölften May Anno Sieben zehen Hun- \ dert Neun und Sechzig, Unseres Reis im \ Sechsten. \
Joseph \

Vc d fürstColloredo \
Ad Mandatum Sac: Cas: \ Majestatis proprium \ Johann Georg Reizeb \

Pras. D. 12. Septbr: 1769.\
Unseren und des Reichs Lieben Getreüen R:Bürgermei- \ster und Rath der Stadt Schwäbisch hall. \
Insinuirt den 5. Septl: 1769. \
Fell.
"
Durch weitere Forschungen durch André Hanselmann kam er auf einen Dr. Heyn der ein Buch über die Armee von Sachsen-Hildburghausen verfasste.

"Da Dr. Heyns Buch zu den Werbungen nicht sehr ergiebig war, habe ich Dr. Heyn mal persönlich angeschrieben. Die Antwort ist wirklich beeindruckend."
"Hier was für euch relevant ist:
"Jedenfalls gehört zu diesen herausgestrichenen Abschnitten auch ein Text zu fremden Werbeunternehmungen, an denen Sachsen-Hildburghausen beteiligt war. Aus meinen Forschungen kann ich Ihnen zunächst das Folgende mitteilen:

- der von Ihnen genannte Offizier ist mir bekannt, allerdings unter "Man[n]eze"; im Intelligenzblatt der Freien Stadt Frankfurt taucht er 1770 unter "Manecke" auf. Wie sicher ist ihre Lesung? Im Archivmaterial von Sachsen-Hildburghausen finden sich nur wenige Nennungen zu ihm.
- 1768 wandte sich König Karl III. von Spanien an Herzog Ernst Friedrich III. Carl und erbat die Anwerbung eines Infanterieregiments für die spanische Armee. Dieses Rekruten sollten ein Regiment namens "Volontaires étrangers" bilden. Ich kann derzeit auch einen möglichen Zusammenhang mit der gleichzeitig stattfindenden Kolonistenwerbung für die Sierra Morena nicht ausschließen. Ich glaube auch, dass die Spanier letztendlich beabsichtigten, diese Rekruten komplett in die spanische Armee einzugliedern. Das spanische Militär war zu jener Zeit in einem maroden Zustand.
- die Anwerbung spanischer Rekruten mit Sachsen-Hildburghausen als Mittelsmann bewegte sich jenseits der Reichs- und Kreisgesetze und man wusste das. Es gab damals mehrere fremde Staaten, die auf das Rekruten- und Kolonistendepot des Reiches Zugriff nehmen wollten und um dem entgegenzuwirken erließen einzelne Reichskreise bereits 1766 Auswanderungs- und Werbeverbote. Der Kaiser folgte am 7. Juli 1768 mit einem eigenen Werbeverbot
- um dies zu umgehen, versuchte der Herzog von Sachsen-Hildburghausen die Werbeaktion zu verschleiern und veranstaltete sie in seinem Namen als Subsidientruppen. Nach meinen Informationen war "Manneche"/"Manneze" spanischer Offizier, seit 1768 in Hildburghausen und Zentrum eines Werbenetzwerks. Es gab also noch andere Kontaktpersonen und Werber.
- um kein Aufsehen zu erregen, waren die Werber hauptsächlich in kleinen Territorien unterwegs: Reichsstädte, ritterschaftliche Gebiete etc. Ich weiß von Werbern in Schwarzburg-Sondershausen, Gemünd, Dinkelsbühl, Heilbronn, Schwäbisch Hall und Hamburg, wo die Ausschiffung stattfinden sollte; eingeweihte Kontaktpersonen waren die Grafen von Leiningen, Waldeck und Limburg-Styrum (alle teils stark verschuldet wie der Herzog von Sachsen-Hildburghausen selbst)
- Werbepatente sind Dokumente, die einen Offizier zur Werbung im Territorium des Ausstellers bemächtigen; über Werbepatente verfügten diese Werber in Schwäbisch Hall also nicht sie führten aber ein Schreiben mit, dass sie als Werber des hildburghäusischen Herzogs auswies, von diesem unterzeichnet. Das war aber kein eigentliches Werbepatent
- der Kaiser kontaktierte schließlich den sächsischen Kurfürsten, der dem Herzog die Werbung nochmals verbot; als kreisausschreibender Fürst hatte er bereits die Anweisung des Kaisers, bei Zuwiderhandlung die Kreisexekution durchzuführen
- das hat Ernst Friedrich III. Carl derart erschreckt, dass er die Werbung aufgab und sogar die spansichen Werber aus dem Fürstentum offiziell auswies
- ich habe keine Zahlen zum Werbeerfolg, sehe aber aus den Quellen, dass tatsächlich Rekruten vorhanden waren"[Zitat Ende]

Es scheint also so zu sein, dass es einen spanischen Offizier gab, der Maneche oder Manneze oder Manecke hieß. Dieser ging nach Hildburghausen, wo der Herzog sowieso schon vom spanischen König überzeugt war für ihn werben zu lassen. Maneche muss auch irgendwie in Hall gewesen sein. Da spanische Werber zu auffällig gewesen wären - und sowieso verboten - hat man die Werbungen als sachsen-hildbughäusische getarnt. Von daher sind die Sachsen-Hildburghäuser Uniformen wieder komplett richtig.

Spannendes Thema - keine Frage.

Beste Grüße"
Soviel zur Vorgeschichte... Die Quellenlage war ansonsten was die direkte Uniform und Ausrüstung angeht nicht ganz berauschend. Was wir aber wissen habe ich versucht möglichst in meine Rekonstruktion einfließen zu lassen. Zu erwähnen gibt es auch das auf den folgenden Bildern auf spezifische Ausrüstung wie Kochgeschirr, Munitionstasche, Brotbeutel etc Verzichtet wurde.

Als einzige zeitgenössische Bildquelle hatte ich das Bild oben.
Dies ist nicht meine Hauptdarstellung, dennoch habe ich versucht für das Wochenende das beste raus zu holen. Die Uniform besteht aus reiner Wolle.

Bei den Preußen wissen wir unter anderem von Erhaltenen Originalen das die Uniformen der "normalen" Soldaten sehr grob gewebt war.

Der "Rock" selbst hat die länge des Ausgestreckten Armes und ist typisch für die Infanterie mit Messingknöpfen bestückt. Unter den Schwarzen Gamaschen sind hier, zum einen natürliche lange Strüpfe und mit Schuhschließen geschlossene Schuhe im Stil der Zeit. Im Winter lassen sich die Rabatte (diese gelben Aufschläge an der Front) schließen. Ebenso habe ich bei den Preußen etwas abgekuckt.. die Nähte am Rücken werden im Sommer etwas "enger" gemacht und im Winter (um den Rock vorn schließen zu können) wieder aufgetrennt. Ansonsten die Typische Schwarze Halsbinde und ein Soldatenhemd dessen Kragen !hinten! geschlossen wird.

Der Schnitt ist an der Vorderseite und Hinten gerade und bekommt seine Typische Form durch das Umklappen der Kanten. Diese können bei Bedarf wie schlechtem Wetter auch geöffnet werden.

In den Quellen wird von einem "schwedischen" Ärmelaufschlag gesprochen - folglich entsprechen diese den Schwedischen Uniformen.
Auch typisch für die Zeit, die Frisur. Der Musketier hatte in den meisten Fällen einen Schnauzbart.

-Einige behaupten Bärte im 18. Jahrhundert wären überhaupt nicht gängig - Wir wissen das in Osteuropa und im Jüdischen sowie im Militär durchaus einige Bärte gängig waren - Der Zivilen Mode entsprach dies tatsächlich nicht.

Die Haare - ganz nach der Mode auf der Seite zu Rollen und Hinten in einem mit einem Haarband umwickelt. Aus einigen Regimentern wissen wir das es Vorschriften gab wie lange dieser Zopf zu sein hatte (und ggf. verlängert werden musste).


Nebst Muskete (mit Bayonet) wird für den Nahkampf ein Säbel mit Messingkorb mitgeführt. (Achtung hier nur Platzhalter - das Säbelmodel entspricht NICHT ganz dem Original) 




https://www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com/themen-entdecken/geschichte/geschichte-der-neuzeit/41716/das-militaer-des-fuerstentums-sachsen-hildburghausen-1680-1806
http://www.schildburghausen.de/chronik/1680-1806/


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